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Ein "Naturpool" oberhalb des Königssees – bei Instagrammern ein beliebtes Foto-Ziel
Ein "Naturpool" oberhalb des Königssees – bei Instagrammern ein beliebtes Foto-Ziel
Ein "Naturpool" oberhalb des Königssees – bei Instagrammern ein beliebtes Foto-Ziel
Fotografieren, posten, Likes sammeln: Unterwegs geht es manchen Reisenden vor allem um das spektakulärste Bild. Im Nationalpark Berchtesgaden soll nun der Wanderweg zu einem Naturpool wegen eines Instagram-Hypes gesperrt werden.
Zwei junge Frauen unterwegs im Nationalpark Berchtesgaden. Auf Nachfrage erzählen sie, sie seien "beim Wasserfall" gewesen und beginnen zu lachen. Sie hätten ihn auf Instagram gesehen. Ob sie auch ein Foto gemacht haben? "Natürlich!"
Hoch oben über dem Königssee hat ein Wasserfall einen Naturpool gebildet, wer darin badet und einen Schnappschuss macht, kann auf viele Likes bei Instagram hoffen. Um das Foto vom Pool ist ein Internet-Hype entstanden, sagt Lenz Köppl von der Nationalparkverwaltung. Pro Tag seien es "deutlich über 300 Leute, die nur auf diesem einen Zu-Weg Richtung Pool marschieren".
Eigentlich soll der Nationalpark die Natur schützen – die Besucher zertreten aber auf dem Zugangsweg zum Pool Pflanzen, stören die Tiere und bringen sich selbst in Gefahr. Die Verwaltung hat daher ein Verbot beantragt.
Lenz Köppl vom Nationalpark Berchtesgaden sagt: "Hier wird in wenigen Wochen ein Schild sein, das die Leute darauf hinweist, dass sie jetzt den betretbaren Bereich verlassen und sich strafbar machen, wenn sie weiter marschieren."
Noch ist die Sperrung allerdings nicht beschlossen. Das Landratsamt Berchtesgadener Land will in den kommenden Tagen oder Wochen über den Verbotsantrag entscheiden.
Nicht nur soziale Netzwerke befeuern den Touristenboom. Wander-Apps bringen Besucher an Orte, die bislang vom Massentourismus unberührt waren.
Etwa im Schwarzwald bei Rottweil. Die App Komoot hat hier eine Route verzeichnet, die Landwirt Eugen Haberer nicht akzeptieren will. Sie führt nämlich direkt über seinen Acker.
Kurz vor der Ernte sind die Folgen deutlich zu sehen: Ein Trampelpfad führt mitten durch das hohe Gras. Für ihn eine Katastrophe – bleibt Müll liegen oder Hundekot, kann das ins Futter für seine Kühe geraten und für die Tiere gefährlich werden. Es gehe ihm auch ums Prinzip.
"Wenn ich jetzt in die Stadt gehe und laufe dem Nächsten durch den Garten, dann möchte ich mal sehen, was der sagt. Da ist ein Zaun, da ist die Straße. Warum läufst du durch meinen Vorgarten?", sagt Landwirt Haberer.
Auf Anfrage des ARD-Politmagazins report München schreibt der Betreiber der App zunächst, seine Route stimme mit offiziellen Karten überein. Tatsächlich ist dort ein Feldweg verzeichnet – aber die Route der App führt die Wanderer nicht darüber, sondern quer durch das Feld.
Auf erneute Nachfrage räumt der Gründer von Komoot, Markus Hallermann, den Fehler ein – und bietet an, die Kartendaten ändern zu lassen.
Beim Bauernverband in Baden-Württemberg stapeln sich derzeit solche Beschwerden, sagt Sprecherin Ariane Amstutz. Seit dem ersten Lockdown im vergangenen Mai bekomme ihre Kollegin, die dafür zuständig sei, stündlich Anrufe von Landwirten. Das Personenaufkommen auf Feld und Flur sei "förmlich explodiert".
Der Landesbauernverband hat daher Schilder herstellen lassen, die Wanderer von Feldern abhalten sollen. Sie fänden reißenden Absatz bei den Landwirten, so Verbandssprecherin Amstutz.
Am Königssee in Berchtesgaden steigen die Besucherzahlen seit Jahren. Jetzt gibt es wohl Konsequenzen – aus Sicht von Lenz Köppl sind sie ohne Alternative. Denn Natur werde "nicht mehr erlebt, sondern konsumiert".
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